Mindestchargenbestand einrichten und anwenden
Einrichtung
Sie können Mindestchargenbestand für einen Artikel oder für Lagerhaltungsdaten aktivieren.
- Öffnen Sie entweder die Seite Artikel oder die Lagerhaltungsdaten, die sie von der Artikel Seite öffnen können.
- Setzen Sie das Feld Bestandskalkulationsmethode von Artikelbestand auf Chargenbestand um.
- Setzen Sie das Wiederbeschaffungsverfahren auf Feste Bestellmenge.
- Vergeben Sie eine ausreichende Bestellmenge.
- Richten Sie den gewünschten Mindestchargenbestand ein. Dieser wird durch den Wert des Sicherheitsbestands abgebildet. Wenn im Folgenden von Mindestchargenbestand gesprochen wird, ist das Feld Sicherheitsbestand gemeint.
Einschränkungen und Empfehlungen
- Chargenbestand kann zurzeit nicht mit variantenbezogenen Lagerhaltungsdaten verwendet werden.
- Eine Planung für den Mindestchargenbestand bedarf einen Lagerhaltungsdatensatz ohne Variante.
- In der Berichtsanfrageseite zur Planung des Bestell-/Planungsvorschlags muss Planungsparameter für Ausnahmewarnungen berücksichtigen = Ja sein.
- In der Produktion Einrichtung sollte das Feld Leerer Überlauflevel auf Nur Artikel-/Lagerhaltungswerte verwenden stehen. (Erklärung)
- Der Mindestchargenbestand ist nur mit dem Wiederbeschaffungsverfahren "Feste Bestellmenge" nutzbar. (Erklärung)
Ziel
Der Mindestchargenbestand stellt sicher, dass der Bestell- und Planungsvorschlag ein Bedarf erzeugt, falls alle Chargen den Mindestchargenbestand unterschreiten. Sollte eine Charge den Mindestchargenbestand noch erfüllen, wird kein Bedarf erzeugt. Der erzeugte Bedarf ist nicht chargenbezogen. Wenn Sie eine spezielle Charge nachbestellen möchten, können Sie bspw. eine Direktbestellung tätigen. Es ist davon auszugehen, dass durch die Lieferung des Lieferanten anschließend der Mindestchargenbestand wieder erreicht ist.
Vorgehen
Artikel mit Varianten
Es wird für jeden Tag, an dem ein Bedarf besteht, geprüft, wie hoch der voraussichtliche Lagerbestand pro Charge ist. Hierbei werden auch variantenbezogene Bedarfe und Bestände berücksichtigt, da diese auch den Bestand einer Charge verringern können (siehe Beispiel: Artikel mit Varianten). Sollte der Mindestchargenbestand unterschritten werden, wird ein Sicherheitsbestandsbedarf für den Artikel ohne Variante erstellt. Dieser wird nur erzeugt, falls durch die Standardroutine nicht bereits ein Bedarf erstellt wurde.
Beispiel: Artikel mit Varianten
Der Mindestchargenbestand ist 50 und folgende Lagerbestände existieren:
Variante | Charge | Bestand |
---|---|---|
Var1 | Charge1 | 40 |
Var2 | Charge1 | 50 |
Var2 | Charge2 | 30 |
Var3 | Charge3 | 10 |
Es wird keine Bestellung ausgelöst, da der Bestand von Var2-Charge1 noch ausreichend ist. Sollte sich jedoch der Bestand von Var2-Charge1 unter den Mindestchargenbestand sinken, so wird ein Sicherheitsbestandsbedarf erstellt werden. Dieser führt dazu, dass der Planungs-/Bestellvorschlag zum Ausgleichen eine Bestellung in Höhe der festen Bestellmenge aufgibt.
Umgang mit voraussichtlichen Bestand und voraussichtlich verfügbaren Bestand
Beide o.g. Bestände wären für die Planung des Artikels gleich null, was dazu führt, dass immer eine initiale Sicherheitsbestandswarnung erstellt werden würde, obwohl der Mindestchargenbestand am Planungsstartdatum gegebenenfalls vorhanden ist.
Der voraussichtlich verfügbare Bestand setzt sich aus der Summe aller nicht reservierten Bestände und Bedarfe bis zum Planungsstartdatum zusammen. Er wird ausschließlich genutzt, um zu ermitteln, ob eine initiale Sicherheitsbestandswarnung ausgegeben werden muss und wie hoch der Bedarf zur Erfüllung des Sicherheitsbestands ist. Sollte der Mindestchargenbestand erreicht werden, so wird die Prüfung und Generierung des Sicherheitsbestands übersprungen.
Der voraussichtliche Lagerbestand setzt sich aus der Summe aller Bestände und Bedarfe bis zum Planungsstartdatum zusammen. Hierfür werden alle variantenbezogenen Bestände und Bedarfe künstlich ohne Variantenbezug angelegt. Diese Einträge beeinflussen aber nicht die Planung selbst (nur die "Restmenge" wird gesetzt).
Am Beispiel: Artikel mit Varianten ist der voraussichtliche Lagerbestand 210 und der voraussichtlich verfügbare Lagerbestand ist 0. Angenommen Var2-Charge1 ist nur noch 5, dann würde der voraussichtlich verfügbare Bestand 50 sein.
Artikel ohne Varianten
Das Vorgehen bei Artikeln ohne Variante ist analog. Es wird jedoch kein Sicherheitsbestandsbedarf erzeugt, da diese bei variantenlosen Artikeln bereits für jeden Tag durch den Standard erzeugt werden. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass der Sicherheitsbestandsbedarf nicht mit mehreren Beständen ausgeglichen wird, denn dann würde ein Mindestchargenbestand sich möglicherweise aus mehreren Chargen zusammensetzen. Hierzu im Folgenden ein Beispiel.
Beispiel: Artikel ohne Varianten
Der Mindestchargenbestand ist 50.
Lagerbestände ohne Varianten
Charge | Bestand |
---|---|
Charge1 | 20 |
Charge2 | 10 |
Charge3 | 30 |
Keine Charge erreicht den Mindestchargenbestand von 50. Das Standardvorgehen würde jedoch den Bedarf von 50 mit allen Chargen (20+10+30=60) ausgleichen und zum Entschluss kommen, dass noch 10 mehr verfügbar sind als benötigt. Damit dies nicht geschieht wird künstlich ein Bedarf erzeugt, der den voraussichtlichen Bedarf von 60 ausgleicht, sodass der Sicherheitsbestandsbedarf von 50 mit einer Bestellung ausgeglichen werden muss.
Erklärung der Einschränkungen
Das "Leere Überlauflevel" muss "Nur Artikel-/Lagerhaltungswerte" sein
Das Überlauflevel sorgt dafür, dass der Planungs-/Bestellvorschlag geplante Bestellungen möglicherweise reduziert, falls durch deren Zugang ein Maximalbestand (das Überlauflevel) überschritten wird. Hierfür nutzt der Planungsvorschlag den voraussichtlichen Bestand. Für das Problem mit "Leerer Überlauflevel" = "Standardberechnung zulassen" finden Sie im Folgenden ein kurzes Beispiel. Der Sicherheitsbestand ist 50 und es existiert eine geplante Bestellung mit Menge 200.
Charge | Bestand |
---|---|
Charge1 | 20 |
Charge2 | 40 |
Charge3 | 10 |
Charge4 | 30 |
Charge5 | 20 |
Charge6 | 40 |
Charge7 | 20 |
Charge8 | 30 |
Mit "Leerer Überlauflevel" = "Standardberechnung zulassen" ermittelt der Planungs-/Bestellvorschlag nun einen voraussichtlichen Lagerbestand von 210. Zusätzlich wird die Bestellung mit Menge 200 addiert. Dadurch ergibt sich ein voraussichtlicher Lagerbestand von 410. Durch die Standardberechnung beim Wiederbeschaffungsverfahren "Feste Bestellgröße" ist das Überlauflevel 250, weshalb der Planungs-/Bestellvorschlag die Bestellung um 160 (410-250) reduziert. Das resultierende Problem ist, dass nun nur noch 40 bestellt werden, wodurch immer noch nicht der Mindestchargenbestand erreicht wird.
Durch das Setzen der Einrichtung auf Nur Artikel-/Lagerhaltungswerte verwenden wird das Überlauflevel nur dann verwendet, wenn dieses am Artikel oder den Lagerhaltungsdaten gesetzt ist. Folglich wird im obigen Beispiel keine Reduktion der Bestellung vorgenommen.
Chargenbestand ist nur mit "Feste Bestellgröße" kombinierbar
- Auftragsmenge und Los-für-Los sind auftragsbezogene, bedarfsgesteuerte Verfahren. Ziel dieser Verfahren ist es, möglichst keinen Lagerbestand vorzuhalten. Auch wenn Los-für-Los es ermöglicht, einen Sicherheitsbestand einzurichten, ist es nicht vorgesehen, immer eine gewisse Menge ("Chargenmenge") auf Lager zu halten.
Auffüllen auf Maximalbestand: Dieses Szenario wird unter Berücksichtigung "Chargenbestand" ebenfalls nicht unterstützt. Wir rechnen mit einem Sicherheitsbestand = 50 und einem Maximalbestand = 200.
Charge Bestand Charge1 20 Charge2 40 Charge3 10 Charge4 30 Charge5 20 Charge6 40 Charge7 20 Charge8 30 Szenario 1: Auffüllen jeder Charge auf den Maximalbestand
Ein Auffüllen jeder Charge auf den maximalen Bestand ist nicht praktikabel, da eine Charge beim Hersteller nur begrenzt verfügbar ist und folglich nach einiger Zeit nicht mehr aufgefüllt werden kann.Szenario 2: Aufsummierung aller Chargenbestände als voraussichtlichen Lagerbestand
Der voraussichtliche Lagerbestand setzt sich durch die Summe aller Chargen zusammen: 210 (siehe Umgang mit voraussichtlichen Bestand und voraussichtlich verfügbaren Bestand). Der Bestell-/Planungsvorschlag schlägt nichts vor, weil die Bestellmenge sich durch die Differenz zwischen "Maximalbestand" (200) und voraussichtlicher Lagerbestand (210) zusammensetzt (Bestellmenge = -10). Dennoch besitzt keine Charge eine Mindestlänge.Szenario 3: Wahl des höchsten Chargenbestands als voraussichtlichen Lagerbestand
Der voraussichtliche Lagerbestand ist die Charge mit dem höchsten Bestand: 40. Der Planungsvorschlag schlägt 160 vor. Rechnerisch wird zwar das Standard-Überlauflevel nicht überschritten (40 + 160 <= 200), tatsächlich im Lager aber schon (210 + 160 >= 200).